Pfeil links
— 142 —
Pfeil rechts
Alt: Text | Markdown
Bearbeiten
Neu: Text | Markdown

3. Klasse. Kriechthiere. (Reptilia.)

Die Kriechthiere sind eierlegende Wirbelthiere, welche zu keiner Zeit ihres Lebens durch Kiemen, sondern stets durch Lungen athmen und niemals mit Fischen, sondern stets mit Vögelchen, die entweder einander dachziegelartig übertragen, und dann Schuppen genannt werden, oder die ohne einander zu überragen, einfach neben einander liegen, und dann als Schilder bezeichnet werden, bedeckt sind. Die Körperform der Kriechthiere ist eine außerordentlich mannigfaltige, besonders aber fällt der Umstand auf, daß von den vier Gliedmaßen bald zwei, bald aber auch alle mehr oder weniger verkümmert sein können. Die Bewaffnung des Mundes besteht zwar meistens aus Zähnen, indem nur die Schildkröten zahnlos sind, allein diese Zähne dienen niemals zur Zerkleinerung, sondern nur zum Erfassen der Nahrung, sind fast immer alle gleich gestaltet, kommen selten in bestimmter Zahl vor, stehen außer auf den Kiefern auch an anderen Stellen der Mund- und Rachenöhle und werden sie regelmäßig gewechselt, sondern ununterbrochen und allmählich durch Reservezähne ersetzt. Da im Herzen eine Vorrichtung getroffen ist, welche bewerkstelligt, daß das durch die Athmung mit Sauerstoff gesättigte Blut sich mit dem durch den Stoffwechsel mit Kohlenäure überladenen mischt, so kreist in dem ganzen Körper ein solches Gemische der beiden Blutarten, wodurch der Stoffwechsel verlangsamt wird. Die Folge davon ist eine niedrigere Temperatur des Blutes, welche das Thier meist ebenso warm als das umgebende Mittel, die Luft oder das Wasser, erscheinen läßt und ferner eine Herabstimmung der Lebensfähigkeit, welche sich in geringer Lebhaftigkeit, aber auch in merkwürdiger Lebensfähigkeit äußert. Koth und Harn werden wie bei den Vögeln gemeinsam durch eine Kloake entleert.

I. Ordnung. Schildkröten. (Chelonia.)

Die Schildkröten sind durch ein kastenartiges Gehäuse ausgezeichnet, aus welchem nur der Hals und Kopf, die vier Gliedmaßen und der Schwanz hervorragen, welche Körpertheile auch meistens in vieles Gehäuse zurückgezogen werden können. Dasselbe besteht auf dem Rücken aus sehr verbreiterten Querfortsätzen der Rückenwirbel, welche mit felsähnlich in der Haut entstehenden Knochenplatten durch Nähte verbunden, einen festen Panzer darstellen. Der Brustschild besteht nur aus solchen der Haut angehörenden Knochenplatten. Dieser Panzer wird in den meisten Fällen nur von hornigen Platten, dem Schildpatt bedeckt, seltener von einer weichen, lederartigen Haut überzogen. Die Kiefer sind stets zahnlos, in den meisten Fällen von hornigen, vogelschnabelähnlichen Scheiben bedeckt, nur selten von fleischigen Lippen umgeben. Die mit einer Kalkschale versehenen Eier werden in Erdböden gelegt und der Sonnenwärme zur Bebrütung überlassen.

1. Hartsschildkröten. (Chersemydae.)

Die Hartsschildkröten haben einen vollkommen verkörperten, ovalen Rückenschild und einen eben solchen Brustschild, beide mit Schildpatt bedeckt, der Kopf und die Füße sind meistens zurückziehbar. Der Mund ist lippenlos. Sie leben theils nur auf dem Festlande, theils sowohl auf diesem wie im Wasser.

Die Sumpfschildkröte (Emys lutaria, Bp.) (Fig. 210) ist die in Europa häufigste. Ihre Heimath bildet der Osten und Südosten Europas und Nordafrika; sie hält sich während des Tages im Wasser auf, geht aber Abends auf das Festland. Teiche, Sümpfe und langsam fließende Gewässer bewohnt sie mit Vorliebe. Im Mai gräbt das Weibchen mit Hilfe des Schwanzes und der Hinterfüße in feuchte Erde ein Loch, in welches legt sie zehn Eier von der Größe der Taubeneier gelegt werden. Hierauf wird das Loch wieder zugescharrt und die Erde auf demselben festgekämpft. Die Jungen kriechen erst im April des folgenden Jahres aus.

Fig. 210

Die Sumpfſchildkröte. (Emys lutraria, Bp.)

×
3. Klasse. Kriechthiere. (REPTILIA.)

Die Kriechthiere sind eierlegende Wirbelthiere, welche zu keiner Zeit
ihres Lebens durch Kiemen, sondern stets durch Lungen athmen und niemals
mit Fischen, sondern stets mit Vögelchen, die entweder einander
dachziegelartig übertragen, und dann _Schuppen_ genannt werden, oder die
ohne einander zu überragen, einfach neben einander liegen, und dann als
_Schilder_ bezeichnet werden, bedeckt sind. Die Körperform der
Kriechthiere ist eine außerordentlich mannigfaltige, besonders aber
fällt der Umstand auf, daß von den vier Gliedmaßen bald zwei, bald aber
auch alle mehr oder weniger verkümmert sein können. Die Bewaffnung des
Mundes besteht zwar meistens aus Zähnen, indem nur die Schildkröten
zahnlos sind, allein diese Zähne dienen niemals zur Zerkleinerung,
sondern nur zum Erfassen der Nahrung, sind fast immer alle gleich
gestaltet, kommen selten in bestimmter Zahl vor, stehen außer auf den
Kiefern auch an anderen Stellen der Mund- und Rachenöhle und werden sie
regelmäßig gewechselt, sondern ununterbrochen und allmählich durch
Reservezähne ersetzt. Da im Herzen eine Vorrichtung getroffen ist,
welche bewerkstelligt, daß das durch die Athmung mit Sauerstoff
gesättigte Blut sich mit dem durch den Stoffwechsel mit Kohlenäure
überladenen mischt, so kreist in dem ganzen Körper ein solches Gemische
der beiden Blutarten, wodurch der Stoffwechsel verlangsamt wird. Die
Folge davon ist eine niedrigere Temperatur des Blutes, welche das Thier
meist ebenso warm als das umgebende Mittel, die Luft oder das Wasser,
erscheinen läßt und ferner eine Herabstimmung der Lebensfähigkeit,
welche sich in geringer Lebhaftigkeit, aber auch in merkwürdiger
Lebensfähigkeit äußert. Koth und Harn werden wie bei den Vögeln
gemeinsam durch eine Kloake entleert.

I. Ordnung. Schildkröten. (CHELONIA.)

Die Schildkröten sind durch ein kastenartiges Gehäuse ausgezeichnet, aus
welchem nur der Hals und Kopf, die vier Gliedmaßen und der Schwanz
hervorragen, welche Körpertheile auch meistens in vieles Gehäuse
zurückgezogen werden können. Dasselbe besteht auf dem Rücken aus sehr
verbreiterten Querfortsätzen der Rückenwirbel, welche mit felsähnlich in
der Haut entstehenden Knochenplatten durch Nähte verbunden, einen festen
Panzer darstellen. Der Brustschild besteht nur aus solchen der Haut
angehörenden Knochenplatten. Dieser Panzer wird in den meisten Fällen
nur von hornigen Platten, dem _Schildpatt_ bedeckt, seltener von einer
weichen, lederartigen Haut überzogen. Die Kiefer sind stets zahnlos, in
den meisten Fällen von hornigen, vogelschnabelähnlichen Scheiben
bedeckt, nur selten von fleischigen Lippen umgeben. Die mit einer
Kalkschale versehenen Eier werden in Erdböden gelegt und der Sonnenwärme
zur Bebrütung überlassen.

1. Hartsschildkröten. (CHERSEMYDAE.)

Die Hartsschildkröten haben einen vollkommen verkörperten, ovalen
Rückenschild und einen eben solchen Brustschild, beide mit Schildpatt
bedeckt, der Kopf und die Füße sind meistens zurückziehbar. Der Mund ist
lippenlos. Sie leben theils nur auf dem Festlande, theils sowohl auf
diesem wie im Wasser.

Die _Sumpfschildkröte_ (EMYS LUTARIA, BP.) (Fig. 210) ist die in Europa
häufigste. Ihre Heimath bildet der Osten und Südosten Europas und
Nordafrika; sie hält sich während des Tages im Wasser auf, geht aber
Abends auf das Festland. Teiche, Sümpfe und langsam fließende Gewässer
bewohnt sie mit Vorliebe. Im Mai gräbt das Weibchen mit Hilfe des
Schwanzes und der Hinterfüße in feuchte Erde ein Loch, in welches legt
sie zehn Eier von der Größe der Taubeneier gelegt werden. Hierauf wird
das Loch wieder zugescharrt und die Erde auf demselben festgekämpft. Die
Jungen kriechen erst im April des folgenden Jahres aus.
×
### 3. Klasse. Kriechthiere. **(Reptilia.)**

Die Kriechthiere sind eierlegende Wirbelthiere, welche zu keiner Zeit ihres Lebens durch Kiemen, sondern stets durch Lungen athmen und niemals mit Fischen, sondern stets mit Vögelchen, die entweder einander dachziegelartig übertragen, und dann *Schuppen* genannt werden, oder die ohne einander zu überragen, einfach neben einander liegen, und dann als *Schilder* bezeichnet werden, bedeckt sind. Die Körperform der Kriechthiere ist eine außerordentlich mannigfaltige, besonders aber fällt der Umstand auf, daß von den vier Gliedmaßen bald zwei, bald aber auch alle mehr oder weniger verkümmert sein können. Die Bewaffnung des Mundes besteht zwar meistens aus Zähnen, indem nur die Schildkröten zahnlos sind, allein diese Zähne dienen niemals zur Zerkleinerung, sondern nur zum Erfassen der Nahrung, sind fast immer alle gleich gestaltet, kommen selten in bestimmter Zahl vor, stehen außer auf den Kiefern auch an anderen Stellen der Mund- und Rachenöhle und werden sie regelmäßig gewechselt, sondern ununterbrochen und allmählich durch Reservezähne ersetzt. Da im Herzen eine Vorrichtung getroffen ist, welche bewerkstelligt, daß das durch die Athmung mit Sauerstoff gesättigte Blut sich mit dem durch den Stoffwechsel mit Kohlenäure überladenen mischt, so kreist in dem ganzen Körper ein solches Gemische der beiden Blutarten, wodurch der Stoffwechsel verlangsamt wird. Die Folge davon ist eine niedrigere Temperatur des Blutes, welche das Thier meist ebenso warm als das umgebende Mittel, die Luft oder das Wasser, erscheinen läßt und ferner eine Herabstimmung der Lebensfähigkeit, welche sich in geringer Lebhaftigkeit, aber auch in merkwürdiger Lebensfähigkeit äußert. Koth und Harn werden wie bei den Vögeln gemeinsam durch eine Kloake entleert.

#### I. Ordnung. Schildkröten. **(Chelonia.)**

Die Schildkröten sind durch ein kastenartiges Gehäuse ausgezeichnet, aus welchem nur der Hals und Kopf, die vier Gliedmaßen und der Schwanz hervorragen, welche Körpertheile auch meistens in vieles Gehäuse zurückgezogen werden können. Dasselbe besteht auf dem Rücken aus sehr verbreiterten Querfortsätzen der Rückenwirbel, welche mit felsähnlich in der Haut entstehenden Knochenplatten durch Nähte verbunden, einen festen Panzer darstellen. Der Brustschild besteht nur aus solchen der Haut angehörenden Knochenplatten. Dieser Panzer wird in den meisten Fällen nur von hornigen Platten, dem *Schildpatt* bedeckt, seltener von einer weichen, lederartigen Haut überzogen. Die Kiefer sind stets zahnlos, in den meisten Fällen von hornigen, vogelschnabelähnlichen Scheiben bedeckt, nur selten von fleischigen Lippen umgeben. Die mit einer Kalkschale versehenen Eier werden in Erdböden gelegt und der Sonnenwärme zur Bebrütung überlassen.

##### 1. Hartsschildkröten. **(Chersemydae.)**

Die Hartsschildkröten haben einen vollkommen verkörperten, ovalen Rückenschild und einen eben solchen Brustschild, beide mit Schildpatt bedeckt, der Kopf und die Füße sind meistens zurückziehbar. Der Mund ist lippenlos. Sie leben theils nur auf dem Festlande, theils sowohl auf diesem wie im Wasser.

Die *Sumpfschildkröte* (**Emys lutaria, Bp.**) (Fig. 210) ist die in Europa häufigste. Ihre Heimath bildet der Osten und Südosten Europas und Nordafrika; sie hält sich während des Tages im Wasser auf, geht aber Abends auf das Festland. Teiche, Sümpfe und langsam fließende Gewässer bewohnt sie mit Vorliebe. Im Mai gräbt das Weibchen mit Hilfe des Schwanzes und der Hinterfüße in feuchte Erde ein Loch, in welches legt sie zehn Eier von der Größe der Taubeneier gelegt werden. Hierauf wird das Loch wieder zugescharrt und die Erde auf demselben festgekämpft. Die Jungen kriechen erst im April des folgenden Jahres aus.
×
3. Klasse. Kriechthiere. (REPTILIA.)

Die Kriechthiere sind eierlegende Wirbelthiere, welche zu keiner Zeit
ihres Lebens durch Kiemen, sondern stets durch Lungen athmen und niemals
mit Fischen, sondern stets mit Vögelchen, die entweder einander
dachziegelartig übertragen, und dann _Schuppen_ genannt werden, oder die
ohne einander zu überragen, einfach neben einander liegen, und dann als
_Schilder_ bezeichnet werden, bedeckt sind. Die Körperform der
Kriechthiere ist eine außerordentlich mannigfaltige, besonders aber
fällt der Umstand auf, daß von den vier Gliedmaßen bald zwei, bald aber
auch alle mehr oder weniger verkümmert sein können. Die Bewaffnung des
Mundes besteht zwar meistens aus Zähnen, indem nur die Schildkröten
zahnlos sind, allein diese Zähne dienen niemals zur Zerkleinerung,
sondern nur zum Erfassen der Nahrung, sind fast immer alle gleich
gestaltet, kommen selten in bestimmter Zahl vor, stehen außer auf den
Kiefern auch an anderen Stellen der Mund- und Rachenöhle und werden sie
regelmäßig gewechselt, sondern ununterbrochen und allmählich durch
Reservezähne ersetzt. Da im Herzen eine Vorrichtung getroffen ist,
welche bewerkstelligt, daß das durch die Athmung mit Sauerstoff
gesättigte Blut sich mit dem durch den Stoffwechsel mit Kohlenäure
überladenen mischt, so kreist in dem ganzen Körper ein solches Gemische
der beiden Blutarten, wodurch der Stoffwechsel verlangsamt wird. Die
Folge davon ist eine niedrigere Temperatur des Blutes, welche das Thier
meist ebenso warm als das umgebende Mittel, die Luft oder das Wasser,
erscheinen läßt und ferner eine Herabstimmung der Lebensfähigkeit,
welche sich in geringer Lebhaftigkeit, aber auch in merkwürdiger
Lebensfähigkeit äußert. Koth und Harn werden wie bei den Vögeln
gemeinsam durch eine Kloake entleert.

I. Ordnung. Schildkröten. (CHELONIA.)

Die Schildkröten sind durch ein kastenartiges Gehäuse ausgezeichnet, aus
welchem nur der Hals und Kopf, die vier Gliedmaßen und der Schwanz
hervorragen, welche Körpertheile auch meistens in vieles Gehäuse
zurückgezogen werden können. Dasselbe besteht auf dem Rücken aus sehr
verbreiterten Querfortsätzen der Rückenwirbel, welche mit felsähnlich in
der Haut entstehenden Knochenplatten durch Nähte verbunden, einen festen
Panzer darstellen. Der Brustschild besteht nur aus solchen der Haut
angehörenden Knochenplatten. Dieser Panzer wird in den meisten Fällen
nur von hornigen Platten, dem _Schildpatt_ bedeckt, seltener von einer
weichen, lederartigen Haut überzogen. Die Kiefer sind stets zahnlos, in
den meisten Fällen von hornigen, vogelschnabelähnlichen Scheiben
bedeckt, nur selten von fleischigen Lippen umgeben. Die mit einer
Kalkschale versehenen Eier werden in Erdböden gelegt und der Sonnenwärme
zur Bebrütung überlassen.

1. Hartsschildkröten. (CHERSEMYDAE.)

Die Hartsschildkröten haben einen vollkommen verkörperten, ovalen
Rückenschild und einen eben solchen Brustschild, beide mit Schildpatt
bedeckt, der Kopf und die Füße sind meistens zurückziehbar. Der Mund ist
lippenlos. Sie leben theils nur auf dem Festlande, theils sowohl auf
diesem wie im Wasser.

Die _Sumpfschildkröte_ (EMYS LUTARIA, BP.) (Fig. 210) ist die in Europa
häufigste. Ihre Heimath bildet der Osten und Südosten Europas und
Nordafrika; sie hält sich während des Tages im Wasser auf, geht aber
Abends auf das Festland. Teiche, Sümpfe und langsam fließende Gewässer
bewohnt sie mit Vorliebe. Im Mai gräbt das Weibchen mit Hilfe des
Schwanzes und der Hinterfüße in feuchte Erde ein Loch, in welches legt
sie zehn Eier von der Größe der Taubeneier gelegt werden. Hierauf wird
das Loch wieder zugescharrt und die Erde auf demselben festgekämpft. Die
Jungen kriechen erst im April des folgenden Jahres aus.
×
### 3. Klasse. Kriechthiere. **(Reptilia.)**

Die Kriechthiere sind eierlegende Wirbelthiere, welche zu keiner Zeit ihres Lebens durch Kiemen, sondern stets durch Lungen athmen und niemals mit Fischen, sondern stets mit Vögelchen, die entweder einander dachziegelartig übertragen, und dann *Schuppen* genannt werden, oder die ohne einander zu überragen, einfach neben einander liegen, und dann als *Schilder* bezeichnet werden, bedeckt sind. Die Körperform der Kriechthiere ist eine außerordentlich mannigfaltige, besonders aber fällt der Umstand auf, daß von den vier Gliedmaßen bald zwei, bald aber auch alle mehr oder weniger verkümmert sein können. Die Bewaffnung des Mundes besteht zwar meistens aus Zähnen, indem nur die Schildkröten zahnlos sind, allein diese Zähne dienen niemals zur Zerkleinerung, sondern nur zum Erfassen der Nahrung, sind fast immer alle gleich gestaltet, kommen selten in bestimmter Zahl vor, stehen außer auf den Kiefern auch an anderen Stellen der Mund- und Rachenöhle und werden sie regelmäßig gewechselt, sondern ununterbrochen und allmählich durch Reservezähne ersetzt. Da im Herzen eine Vorrichtung getroffen ist, welche bewerkstelligt, daß das durch die Athmung mit Sauerstoff gesättigte Blut sich mit dem durch den Stoffwechsel mit Kohlenäure überladenen mischt, so kreist in dem ganzen Körper ein solches Gemische der beiden Blutarten, wodurch der Stoffwechsel verlangsamt wird. Die Folge davon ist eine niedrigere Temperatur des Blutes, welche das Thier meist ebenso warm als das umgebende Mittel, die Luft oder das Wasser, erscheinen läßt und ferner eine Herabstimmung der Lebensfähigkeit, welche sich in geringer Lebhaftigkeit, aber auch in merkwürdiger Lebensfähigkeit äußert. Koth und Harn werden wie bei den Vögeln gemeinsam durch eine Kloake entleert.

#### I. Ordnung. Schildkröten. **(Chelonia.)**

Die Schildkröten sind durch ein kastenartiges Gehäuse ausgezeichnet, aus welchem nur der Hals und Kopf, die vier Gliedmaßen und der Schwanz hervorragen, welche Körpertheile auch meistens in vieles Gehäuse zurückgezogen werden können. Dasselbe besteht auf dem Rücken aus sehr verbreiterten Querfortsätzen der Rückenwirbel, welche mit felsähnlich in der Haut entstehenden Knochenplatten durch Nähte verbunden, einen festen Panzer darstellen. Der Brustschild besteht nur aus solchen der Haut angehörenden Knochenplatten. Dieser Panzer wird in den meisten Fällen nur von hornigen Platten, dem *Schildpatt* bedeckt, seltener von einer weichen, lederartigen Haut überzogen. Die Kiefer sind stets zahnlos, in den meisten Fällen von hornigen, vogelschnabelähnlichen Scheiben bedeckt, nur selten von fleischigen Lippen umgeben. Die mit einer Kalkschale versehenen Eier werden in Erdböden gelegt und der Sonnenwärme zur Bebrütung überlassen.

##### 1. Hartsschildkröten. **(Chersemydae.)**

Die Hartsschildkröten haben einen vollkommen verkörperten, ovalen Rückenschild und einen eben solchen Brustschild, beide mit Schildpatt bedeckt, der Kopf und die Füße sind meistens zurückziehbar. Der Mund ist lippenlos. Sie leben theils nur auf dem Festlande, theils sowohl auf diesem wie im Wasser.

Die *Sumpfschildkröte* (**Emys lutaria, Bp.**) (Fig. 210) ist die in Europa häufigste. Ihre Heimath bildet der Osten und Südosten Europas und Nordafrika; sie hält sich während des Tages im Wasser auf, geht aber Abends auf das Festland. Teiche, Sümpfe und langsam fließende Gewässer bewohnt sie mit Vorliebe. Im Mai gräbt das Weibchen mit Hilfe des Schwanzes und der Hinterfüße in feuchte Erde ein Loch, in welches legt sie zehn Eier von der Größe der Taubeneier gelegt werden. Hierauf wird das Loch wieder zugescharrt und die Erde auf demselben festgekämpft. Die Jungen kriechen erst im April des folgenden Jahres aus.
×