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Alle organiſchen Naturkörper beſitzen zwei Fähigkeiten, die der Ernährung und die der Fortpflanzung.

Sie würden nämlich durch die mit dem Leben verknüpften Thätigkeiten die Beſtandtheile ihres Körpers bald aufbrauchen, müßten ſichtlich kleiner werden und endlich verſchwinden, wenn ſie nicht die Fähigkeit beſäßen, fremde Körper in ſich aufzunehmen, die Fähigkeit der Nahrungsaufnahme, und dieſe aufgenommenen Körper in die Beſtandtheile ihres eigenen Leibes umzuwandeln, die Fähigkeit der Aſſimilation1. Beide zuſammen, die Fähigkeit der Nahrungsaufnahme und die der Aſſimilation, bilden die der Ernährung, und ermöglichen die Erhaltung des einzelnen Weſens. Da aber, wie wir bereits wiſſen, die Lebensdauer eines organiſchen Weſens eine beſchränkte ist, ſo würden bald alle ſolchen geſtorben sein, und müßten beſtändig neuerſchaffen werden, wenn ihnen nicht die Fähigkeit verliehen worden wäre, bevor ſie noch abſterben, Weſen derſelben Art hervorzubringen.

Diese letztere Fähigkeit iſt die der Fortpflanzung, und bezweckt die Fortdauer ein und derſelben Art von Naturweſen.

Während aber die Fähigkeiten der Ernährung und Fortpflanzung allen organiſchen Naturkörpern zukommt, giebt es zwei weitere Fähigkeiten, nämlich die der Empfindung und die der willkührlichen Bewegung, welche nur einem Theile derſelben eigen ſind, welchen Theil man unter dem Namen der Thiere von dem anderen, den Pflanzen, abſondert.

Die Fähigkeit der Empfindung iſt diejenige, welche das Thier veranlaßt in Folge der Einwirkung ſeiner Umgebung (welche Einwirkung ihm eben durch die Empfindung zum Bewußtſein kommt), und in Folge inneren Antriebes auf die Außenwelt einzuwirken, und beſtimmte Bewegungen auszuführen.

Bewegungen können von Thieren und Pflanzen ausgeführt werden, willkührliche Bewegungen, die in Folge eines inneren Antriebes erfolgen, ſind aber an Empfindung gebunden, und können daher nur von Thieren ausgeführt werden. Selbſt an feſtgewachſenen Thieren wird man ſtets ſolche willkührliche Bewegungen beobachten können, die meiſtens eine Bergung vor Gefahr oder das Erhaſchen einer Beute bezwecken.

Die organiſchen Naturkörper zerfallen demnach in zwei große Gruppen, deren erſter, die Pflanzen umfaſſend, die Fähigkeiten der Ernährung und der Fortpflanzung, deren zweiter, die Thiere umfaſſend, außer den beiden genannten noch überdies die zwei weiteren Fähigkeiten der Empfindung und der willkührlichen Bewegung zukommen.

Die Lehre von den Pflanzen bildet den Theil der Naturgeſchichte, den man Botanik2 nennt, die Lehre von den Thieren jenen Theil, der Zoologie3 heißt.


  1. assimilare, ähnlich machen.

  2. botane, Pflanze.

  3. zoon, ein Thier und logos eine Lehre.

Alle organiſchen Naturkörper beſitzen zwei Fähigkeiten, die der
Ernährung und die der Fortpflanzung.

Sie würden nämlich durch die mit dem Leben verknüpften Thätigkeiten die
Beſtandtheile ihres Körpers bald aufbrauchen, müßten ſichtlich kleiner
werden und endlich verſchwinden, wenn ſie nicht die Fähigkeit beſäßen,
fremde Körper in ſich aufzunehmen, die Fähigkeit der Nahrungsaufnahme,
und dieſe aufgenommenen Körper in die Beſtandtheile ihres eigenen Leibes
umzuwandeln, die Fähigkeit der Aſſimilation1. Beide zuſammen, die
Fähigkeit der Nahrungsaufnahme und die der Aſſimilation, bilden die der
Ernährung, und ermöglichen die Erhaltung des einzelnen Weſens. Da aber,
wie wir bereits wiſſen, die Lebensdauer eines organiſchen Weſens eine
beſchränkte ist, ſo würden bald alle ſolchen geſtorben sein, und müßten
beſtändig neuerſchaffen werden, wenn ihnen nicht die Fähigkeit verliehen
worden wäre, bevor ſie noch abſterben, Weſen derſelben Art
hervorzubringen.

Diese letztere Fähigkeit iſt die der Fortpflanzung, und bezweckt die
Fortdauer ein und derſelben Art von Naturweſen.

Während aber die Fähigkeiten der Ernährung und Fortpflanzung allen
organiſchen Naturkörpern zukommt, giebt es zwei weitere Fähigkeiten,
nämlich die der Empfindung und die der willkührlichen Bewegung, welche
nur einem Theile derſelben eigen ſind, welchen Theil man unter dem Namen
der Thiere von dem anderen, den Pflanzen, abſondert.

Die Fähigkeit der Empfindung iſt diejenige, welche das Thier veranlaßt
in Folge der Einwirkung ſeiner Umgebung (welche Einwirkung ihm eben
durch die Empfindung zum Bewußtſein kommt), und in Folge inneren
Antriebes auf die Außenwelt einzuwirken, und beſtimmte Bewegungen
auszuführen.

Bewegungen können von Thieren und Pflanzen ausgeführt werden,
willkührliche Bewegungen, die in Folge eines inneren Antriebes erfolgen,
ſind aber an Empfindung gebunden, und können daher nur von Thieren
ausgeführt werden. Selbſt an feſtgewachſenen Thieren wird man ſtets
ſolche willkührliche Bewegungen beobachten können, die meiſtens eine
Bergung vor Gefahr oder das Erhaſchen einer Beute bezwecken.

Die organiſchen Naturkörper zerfallen demnach in zwei große Gruppen,
deren erſter, die Pflanzen umfaſſend, die Fähigkeiten der Ernährung und
der Fortpflanzung, deren zweiter, die Thiere umfaſſend, außer den beiden
genannten noch überdies die zwei weiteren Fähigkeiten der Empfindung und
der willkührlichen Bewegung zukommen.

Die Lehre von den Pflanzen bildet den Theil der Naturgeſchichte, den man
Botanik2 nennt, die Lehre von den Thieren jenen Theil, der Zoologie3
heißt.

* * * * *

1.  assimilare, ähnlich machen.↩

2.  botane, Pflanze.↩

3.  zoon, ein Thier und logos eine Lehre.↩


×
Alle organiſchen Naturkörper beſitzen zwei Fähigkeiten, die der
*Ernährung* und die der *Fortpflanzung*.

Sie würden nämlich durch die mit dem Leben verknüpften Thätigkeiten die
Beſtandtheile ihres Körpers bald aufbrauchen, müßten ſichtlich kleiner
werden und endlich verſchwinden, wenn ſie nicht die Fähigkeit beſäßen,
fremde Körper in ſich aufzunehmen, die Fähigkeit der *Nahrungsaufnahme*,
und dieſe aufgenommenen Körper in die Beſtandtheile ihres eigenen Leibes
umzuwandeln, die Fähigkeit der *Aſſimilation*^[1](#fn1)^. Beide
zuſammen, die Fähigkeit der Nahrungsaufnahme und die der Aſſimilation,
bilden die der *Ernährung*, und ermöglichen die Erhaltung des einzelnen
Weſens. Da aber, wie wir bereits wiſſen, die Lebensdauer eines
organiſchen Weſens eine beſchränkte ist, ſo würden bald alle ſolchen
geſtorben sein, und müßten beſtändig neuerſchaffen werden, wenn ihnen
nicht die Fähigkeit verliehen worden wäre, bevor ſie noch abſterben,
Weſen derſelben Art hervorzubringen.

Diese letztere Fähigkeit iſt die der *Fortpflanzung*, und bezweckt die
Fortdauer ein und derſelben Art von Naturweſen.

Während aber die Fähigkeiten der Ernährung und Fortpflanzung allen
organiſchen Naturkörpern zukommt, giebt es zwei weitere Fähigkeiten,
nämlich die der *Empfindung* und die der *willkührlichen Bewegung*,
welche nur einem Theile derſelben eigen ſind, welchen Theil man unter
dem Namen der *Thiere* von dem anderen, den *Pflanzen*, abſondert.

Die Fähigkeit der *Empfindung* iſt diejenige, welche das Thier veranlaßt
in Folge der Einwirkung ſeiner Umgebung (welche Einwirkung ihm eben
durch die Empfindung zum Bewußtſein kommt), und in Folge inneren
Antriebes auf die Außenwelt einzuwirken, und beſtimmte Bewegungen
auszuführen.

Bewegungen können von Thieren und Pflanzen ausgeführt werden,
*willkührliche Bewegungen*, die in Folge eines inneren Antriebes
erfolgen, ſind aber an Empfindung gebunden, und können daher nur von
Thieren ausgeführt werden. Selbſt an feſtgewachſenen Thieren wird man
ſtets ſolche willkührliche Bewegungen beobachten können, die meiſtens
eine Bergung vor Gefahr oder das Erhaſchen einer Beute bezwecken.

Die organiſchen Naturkörper zerfallen demnach in zwei große Gruppen,
deren erſter, die *Pflanzen* umfaſſend, die Fähigkeiten der *Ernährung*
und der *Fortpflanzung*, deren zweiter, die *Thiere* umfaſſend, außer
den beiden genannten noch überdies die zwei weiteren Fähigkeiten der
*Empfindung* und der *willkührlichen Bewegung* zukommen.

Die Lehre von den Pflanzen bildet den Theil der Naturgeſchichte, den man
*Botanik*^[2](#fn2)^ nennt, die Lehre von den Thieren jenen Theil, der
*Zoologie*^[3](#fn4)^ heißt.

* * * * *

1.  **assimilare**, ähnlich machen.[↩](#fnref1)

2.  **botane**, Pflanze.[↩](#fnref2)

3.  **zoon**, ein Thier und **logos** eine Lehre.[↩](#fnref3)


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Alle organischen Naturkörper besitzen zwei Fähigkeiten, die der
Ernährung und die der Fortpflanzung.

Sie würden nämlich durch die mit dem Leben verknüpften Thätigkeiten die
Bestandtheile ihres Körpers bald aufbrauchen, müßten sichtlich kleiner
werden und endlich verschwinden, wenn sie nicht die Fähigkeit besäßen,
fremde Körper in sich aufzunehmen, die Fähigkeit der Nahrungsaufnahme,
und diese aufgenommenen Körper in die Bestandtheile ihres eigenen Leibes
umzuwandeln, die Fähigkeit der Assimilation1. Beide zusammen, die
Fähigkeit der Nahrungsaufnahme und die der Assimilation, bilden die der
Ernährung, und ermöglichen die Erhaltung des einzelnen Wesens. Da aber,
wie wir bereits wissen, die Lebensdauer eines organischen Wesens eine
beschränkte ist, so würden bald alle solchen gestorben sein, und müßten
beständig neuerschaffen werden, wenn ihnen nicht die Fähigkeit verliehen
worden wäre, bevor sie noch absterben, Wesen derselben Art
hervorzubringen.

Diese letztere Fähigkeit ist die der Fortpflanzung, und bezweckt die
Fortdauer ein und derselben Art von Naturwesen.

Während aber die Fähigkeiten der Ernährung und Fortpflanzung allen
organischen Naturkörpern zukommt, giebt es zwei weitere Fähigkeiten,
nämlich die der Empfindung und die der willkührlichen Bewegung, welche
nur einem Theile derselben eigen sind, welchen Theil man unter dem Namen
der Thiere von dem anderen, den Pflanzen, absondert.

Die Fähigkeit der Empfindung ist diejenige, welche das Thier veranlaßt
in Folge der Einwirkung seiner Umgebung (welche Einwirkung ihm eben
durch die Empfindung zum Bewußtsein kommt), und in Folge inneren
Antriebes auf die Außenwelt einzuwirken, und bestimmte Bewegungen
auszuführen.

Bewegungen können von Thieren und Pflanzen ausgeführt werden,
willkührliche Bewegungen, die in Folge eines inneren Antriebes erfolgen,
sind aber an Empfindung gebunden, und können daher nur von Thieren
ausgeführt werden. Selbst an festgewachsenen Thieren wird man stets
solche willkührliche Bewegungen beobachten können, die meistens eine
Bergung vor Gefahr oder das Erhaschen einer Beute bezwecken.

Die organischen Naturkörper zerfallen demnach in zwei große Gruppen,
deren erster, die Pflanzen umfassend, die Fähigkeiten der Ernährung und
der Fortpflanzung, deren zweiter, die Thiere umfassend, außer den beiden
genannten noch überdies die zwei weiteren Fähigkeiten der Empfindung und
der willkührlichen Bewegung zukommen.

Die Lehre von den Pflanzen bildet den Theil der Naturgeschichte, den man
Botanik2 nennt, die Lehre von den Thieren jenen Theil, der Zoologie3
heißt.

* * * * *

1.  assimilare, ähnlich machen.↩

2.  botane, Pflanze.↩

3.  zoon, ein Thier und logos eine Lehre.↩


×
Alle organischen Naturkörper besitzen zwei Fähigkeiten, die der
*Ernährung* und die der *Fortpflanzung*.

Sie würden nämlich durch die mit dem Leben verknüpften Thätigkeiten die
Bestandtheile ihres Körpers bald aufbrauchen, müßten sichtlich kleiner
werden und endlich verschwinden, wenn sie nicht die Fähigkeit besäßen,
fremde Körper in sich aufzunehmen, die Fähigkeit der *Nahrungsaufnahme*,
und diese aufgenommenen Körper in die Bestandtheile ihres eigenen Leibes
umzuwandeln, die Fähigkeit der *Assimilation*^[1](#fn1)^. Beide
zusammen, die Fähigkeit der Nahrungsaufnahme und die der Assimilation,
bilden die der *Ernährung*, und ermöglichen die Erhaltung des einzelnen
Wesens. Da aber, wie wir bereits wissen, die Lebensdauer eines
organischen Wesens eine beschränkte ist, so würden bald alle solchen
gestorben sein, und müßten beständig neuerschaffen werden, wenn ihnen
nicht die Fähigkeit verliehen worden wäre, bevor sie noch absterben,
Wesen derselben Art hervorzubringen.

Diese letztere Fähigkeit ist die der *Fortpflanzung*, und bezweckt die
Fortdauer ein und derselben Art von Naturwesen.

Während aber die Fähigkeiten der Ernährung und Fortpflanzung allen
organischen Naturkörpern zukommt, giebt es zwei weitere Fähigkeiten,
nämlich die der *Empfindung* und die der *willkührlichen Bewegung*,
welche nur einem Theile derselben eigen sind, welchen Theil man unter
dem Namen der *Thiere* von dem anderen, den *Pflanzen*, absondert.

Die Fähigkeit der *Empfindung* ist diejenige, welche das Thier veranlaßt
in Folge der Einwirkung seiner Umgebung (welche Einwirkung ihm eben
durch die Empfindung zum Bewußtsein kommt), und in Folge inneren
Antriebes auf die Außenwelt einzuwirken, und bestimmte Bewegungen
auszuführen.

Bewegungen können von Thieren und Pflanzen ausgeführt werden,
*willkührliche Bewegungen*, die in Folge eines inneren Antriebes
erfolgen, sind aber an Empfindung gebunden, und können daher nur von
Thieren ausgeführt werden. Selbst an festgewachsenen Thieren wird man
stets solche willkührliche Bewegungen beobachten können, die meistens
eine Bergung vor Gefahr oder das Erhaschen einer Beute bezwecken.

Die organischen Naturkörper zerfallen demnach in zwei große Gruppen,
deren erster, die *Pflanzen* umfassend, die Fähigkeiten der *Ernährung*
und der *Fortpflanzung*, deren zweiter, die *Thiere* umfassend, außer
den beiden genannten noch überdies die zwei weiteren Fähigkeiten der
*Empfindung* und der *willkührlichen Bewegung* zukommen.

Die Lehre von den Pflanzen bildet den Theil der Naturgeschichte, den man
*Botanik*^[2](#fn2)^ nennt, die Lehre von den Thieren jenen Theil, der
*Zoologie*^[3](#fn4)^ heißt.

* * * * *

1.  **assimilare**, ähnlich machen.[↩](#fnref1)

2.  **botane**, Pflanze.[↩](#fnref2)

3.  **zoon**, ein Thier und **logos** eine Lehre.[↩](#fnref3)


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